Nach den langen Ferien im Sommer begannen die inneren Kontinente zu driften. Mehr als ein Jahr des künstlerischen Stillstands war zu Ende. Meine Prioritäten spielten Reise nach
Jerusalem und tanzten Polonaisen.
Zuerst fiel allgemein auf, dass das Esszimmer zum Malatelier umfunktioniert wurde, das Wohnzimmer zum Zeichnungszimmer, das bisherige kleine Malzimmer zum neuen Wohnzimmer. Nur das
Schlafzimmer und Bett blieben unangetastet. Wir essen jetzt im Zeichnungszimmer...
Das Malen rückte in den ersten Rang vor. Ich entsagte dem perfekten Haushalt, dem Brotbacken, anspruchsvollen Kochen, der sozialen Teilnahme, dem Wandern, Yoga und allem möglichen anderen. Das gab mir die Musse für meine künstlerische Arbeit. Ich begab mich auf die Suche nach einer Arbeitsweise, die mich nachhaltig produktiv sein lassen würde. Ich fand Künstlerinnen, deren Arbeiten mir gefallen. Ich fand eine online Gruppe, der ich mich anschloss. Skizzenbücher füllten sich. Plötzlich hoben allerlei Projekte ihre hungrigen Köpfe und begannen meine leere Zeit aufzufressen.
Ich entdeckte in mir den Wunsch, gross und wild und frei zu malen, die Vorsicht über Bord zu schmeissen.
Ich habe begonnen, alte Sachen aus dem Estrich, die ich mich nie traute, zu entsorgen, als Aufwärmübungen zu übermalen. Es ist einfacher, locker zu bleiben, wenn einen das Material nicht reut...
Die Bilderreihen gehen vom letzten Bild, rechts, vor mehr als 15 Jahren gemalt, in verschiedenen Stadien der Überarbeitung nach links. Dass sich in beiden Reihen Damen verwandeln, einmal in einen Blumentopf und einmal in eine Landschaft, überlasse ich den Psychologen zur Interpretation.
Ich bin sehr glücklich mit diesem neuen Leichtsinn und Schwung!
Ganz links: Rosa Landschaft, 2022. Öl auf Leinwand, 50 x 50 cm. Nicht verkäuflich.