Jetzt bin ich schon so lange wieder zu Hause, und es entstehen immer noch neue Bilder. Schon lange denke ich, dass mir bald nichts mehr einfällt oder langweilig wird. Aber nein, noch nicht!
Ich nehme die Skizzen und Fotos, die ich auf La Gomera gemacht hatte, und setze mir ab und zu ein wenig selber zu, fordere mich heraus, indem ich eine unmögliche Farbe als Grundierung nehme, oder ein Motiv, dass doch ganz sicher nichts taugt, oder eine Vorgehensweise, die ich nicht recht beherrsche...
Immer beschäftigen mich die Fragen: 1. was das Wichtigste im Bild sein soll (was genau ich eigentlich malen will) und 2. wie gegenständlich/detailliert oder reduziert es sein soll.
Dann setze ich Linien, Farben und Flächen, probiere und verwerfe, bis ich zufrieden bin (oder manchmal auch unzufrieden bleibe). Es ist Versuch und Irrtum, Erreichen und Scheitern, Kampf und glücklicher Zufall. Pendeln zwischen Wichtig oder doch nicht, Plan und Überraschung, Gegenstand und Geometrie, Realität und künstlerischer Freiheit, Detail und Zusammenfassung. Ein- und Ausatmen.
Malen ist interessant, weil die Antworten durch das Malen selber kommen, nicht dadurch, dass ich mir etwas ausdenke. Wenn das Bild erst gemalt ist, lautet die Antwort oft ganz anders, als ich vorerst vermutet hätte.
Malen braucht Zeit, und ist ein Gegengewicht zu Zweckgebundenheit, Effizienz und allen To do-Listen dieser Welt. Kürzlich sah ich einen TED Talk von Guy Larramée auf Youtube (er sandstrahlt Bücher zu Skulpturen - unbedingt ansehen!). Er sagte, dass (seine) Kunst Kontemplation ist. Und da fühle ich mich jetzt verstanden!